Online-Bashing. Am 24.3.2015 erschien ein Interview mit mir in der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung. Der Artikel polarisierte die Leser in einem besonderen Maße. Ich lese auch regelmäßig die Kommentare in den sozialen Netzwerken. Denn Feedback ist für die Debatte dieses Themas extrem wichtig, und es eilt. Die Schnelligkeit liefert das Internet, bei einigen Kommentaren muss der neutrale und unemotionale Leser die Wertigkeit des Beitrags für die Debatte hinterfragen. Jedenfalls tue ich das. Manchmal ist auch etwas lustiges dabei und manche Kommentare habe ich einfach nicht verstanden. Hier einige ausgewählte Kommentare im Wortlaut (Quelle: Facebookseite der SZ):
„Mein kl.geht in d.2 Kl.,er hat schon Computer,,daß muß noch nicht sein,ab 4 o.5 Kl.würde reichen!!“
„wozu muss man heute noch Mathe lernen, das macht doch der Computer !! :-D“
„Wenn eine Schule lieber den Ausdruckstanz vermittelt als mathematische Grundkenntnisse, dann würde ich das Problem eher im Lehrplan suchen als in den verwendeten Hilfsmitteln. Wenn Ihnen in der Schule beigebracht wird, sich mit dem Hammer auf den Kopf zu hauen anstatt auf den Nagel, posten Sie dann auch wüste Anekdoten aus irgendwelchen Fernsehsendungen über Hämmer auf Facebook daher?“
Was für ein verbaler Durchfall. „Ich bin der Überzeugung, dass digitale Hilfsmittel in der Bildung bis zum zwölften Lebensjahr keine nennenswerten positiven Effekte erbringen.“ (Zitat aus der SZ.de) Das ist eine These, Belege werden keine geliefert. Deutschland hat die digitale Revolution komplettverschlafen. Wir müssen dringend aufholen!
„Die Kids werden abhängig und tackern nur noch rum soziale Kontakte nur noch null“
„Schon wieder will ein unkreativer Wissenschaftler mit eingeschränktem Vorstellungsvermögen und verzweifeltem Klammern an alten Prinzipien, mutwillig die Zukunft von Kindern versauen. Traurig.“
„Diese Langzweitstudien und Beweise sind wo? Quellen? Links? Oder ganz klassisch: Literaturangabe? Verblöden kann man mit allem mit Computern mit Kopien oder Büchern wenn es falsch eingesetzt wird.“
„Einem Betriebswirt getraue ich ja sehr hohe pädagogische Kompetenz zu. Schuster, bleib bei deinen Leisten.“
„Hört sich für mich an wie der verschwurbelte Rudolf Steiner…der wollte auch, dass Kinder vor dem 14 Lebensjahr am besten gar nicht lesen lernen, damit sie sich keine eigene Meinung bilden können.“
„Kinder sollten zuerst einmal selbständig denken lernen, ehe sie zum >Hilfsmittel< Computer greifen.“
Antwort darauf: „Die Wichtigkeit von selbstständigem Denken predigen aber stereotypsich durchnässte Phrasen aus den 90ern runterbeten. Ganz großes Damentennis, Herr XYZ!“ (Name geändert)
„Raus mit den Gerald Lembke“
„PCs in der Schule sind der sicherste Weg zur Volksverblödung. Darum weg damit. Gebt den Schülern ihre Bücher zurück und lehrt sie selbstständiges DENKEN! Lasst sie wieder richtig eine Handschrift entwickeln, damit sie ihre Gedanken ordnen, bevor sie diese zu Papier bringen. LASST UNS WIEDER ZUM LAND DER DENKER UND DICHTER WERDEN!“
„Der Mann ist wohl im falschen Fach Professor geworden. Seinen Studenten die Computerbenutzung zu verbieten ist ja wohl absolut bevormundend. Davon mal abgesehen: Wer benötigt denn heute noch klassische Vorlesungen… 😀 Mit dem Internet lernt man viel schneller, effizienter und man kommt ohne großen Aufwand an massenhaft Quellen zum querlesen, gegenlesen und vertiefendem Lesen. Man könnte heutzutage jedes beliebige Studienfach studieren, weil so ziemlich alles im Netz zu finden ist: Fachbücher, Vorlesungsskripte, Originalpaper, Erklärvideos, Lexika. Im Internet liegt ein Informationsreichtum, wie ihn die Menschheit vorher noch nie gehabt hat -ein wahrer Schatz und quasi für jeden zugänglich! Wer diesen Reichtum und die damit verbundenen Möglichkeiten nicht sieht, muss schon ziemlich ignorant sein!“
„lehrer nehmt euren unterricht zu hause auf so das wir den unterricht in zweifacher geschwindigkeit sehen können #fokussion #mehrFreizeit“
„…raus ist nicht sinnvoll, damit umgehen lernen schon…“
„Dusseliges Gewäsch. Was digitale Bildung angeht sind einige Regionen noch im Mittelalter verhangen und der Mann fordert eine Rückentwicklung. Wahrscheinlich täte ihm ein Aufbaukurs zu dem Thema ganz gut, dann wüsste er nämlich, dass ein Werkzeug keinen schädlichen Einfluss haben kann sondern nur die falsche Handhabe eines solchen. Und jetzt ratet mal, was der beste Ort wäre, die richtige Handhabe frühzeitig zu lernen…“