Die Zukunft ist digital. Das kommt auch immer mehr in deutschen Führungsetagen an. Eine wachsende Anzahl von Publikationen, unzählige Berater, Media- und Internetagenturen und selbsternannte Experten und nicht zuletzt die Visionäre dieser Welt prophezeien den Unternehmen eine digitale Zukunft. Das Unternehmen 1.0 sei gestern, Unternehmen 2.0 von morgen sei schon heute. Doch besonders mittelständische Unternehmen tun sich schwer mit der Digitalisierung. Ein Drittel der Entscheider glaubt sogar, Digitalisierung sei kein relevantes Thema für das eigene Unternehmen.
Worüber wir reden?
Natürlich gibt es keine erschöpfende Definition, doch die wichtigsten Merkmale sind schnell erklärt. Enterprise 2.0 bezeichnet den Einsatz von Social Media Tools und Social Software für das interne Informations- und Wissensmanagement und für die Innen- und Außenkommunikation von Unternehmen. Konkret: Das Unternehmen 2.0 ist strategisch und konzeptionell die Grundlage für erfolgreiche Kundenakquisen im Internet, neue Marketingkonzepte (Marketing 2.0), Markenaufbau und Markenentwicklung, Mobile Marketingprozesse und nicht zuletzt Umsatzsteigerungen unter niedrigeren Kosten. Welcher Vorstand oder Geschäftsführer da noch wegschaut, den würde ich als Aufsichtsrat oder Beirat absetzen lassen.
Unsicherheit wohin man schaut
Dennoch herrscht vielerorts Stirnrunzeln, Unsicherheit und Angst vor dem Schritt, sein Unternehmen anzupassen oder antizipativ in Richtung Digitale Zukunft zu entwickeln: Viele Entscheider glauben transparente Kommunikation verkürze hierarchische Wege und es entstehen flache Gemeinschaften (siehe Buch Wissensgemeinschaften). Die totale Offenheit der Kommunikation sei zudem problematisch, wenn es um sensible interne Informationen und Firmengeheimnisse gehe.
Eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK Enigma im Auftrag der DZ Bank ergab, dass besonders mittelständische Unternehmen wenig Bedarf an der Enterprise 2.0 sehen. Angst vor einer Abhängigkeit von der Technik und Sorge um die Datensicherheit sind Hauptgründe für die Zurückhaltung der Unternehmen.
- 90 Prozent der befragten Unternehmen haben Angst um die Sicherheit ihrer Daten
- 79 Prozent der Unternehmen befürchtet, dass man mit einem stärkeren Einsatz von Informationstechnologie auch in eine größere Abhängigkeit von der technischen Infrastruktur gerät
- 64 Prozent fürchten eine Fehleranfälligkeit des IT-Systems
- auch wachsenden Innovationsdruck sehen 57 Prozent der Unternehmen als Problem an
An die Erschließung neuer Märkte durch neue Technologien glauben hingegen gerade einmal 44 Prozent der befragten Unternehmen.
Unbegründete Angst
Eine sichere und funktionstüchtige IT-Infrastruktur muss natürlich gewährleistet sein. Doch 47% der befragten Unternehmen wollen sich das gerade mal bis zu 5% ihres gesamten Investitionsbudgets kosten lassen.
Die Ängste in Bezug auf verkürzte Hierarchien sind unberechtigt. Denn flache Strukturen und schnelle Prozesse sind im originären Interesse jeder Unternehmensführung. Zudem praktizieren dies immer mehr Mitarbeiter sowieso schon, indem sie Facebook, Xing, Twitter & Co nutzen. Sie sind meist fortschrittlicher als das eigene Unternehmen. Zweitens werden die Entscheidungskompetenzen der Unternehmensführung auch nicht untergraben. Sie bleiben nach wie vor letzte Entscheidungsinstanz für Projekte. Die “totale bottom-up-Demokratie” wird es in Reinkultur nicht geben, statt dessen sollten die Ansätze konsequenter genutzt werden, um sie für Produkt-, Marketing- und Akquiseprozesse zu nutzen.
Die Empfehlung
Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. Heute anfangen heißt morgen die Ernte einfahren.
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