SPIEGEL: Herr Lembke, laut einer Studie nutzt der Deutsche sein Smartphone zweieinhalb Stunden am Tag, aber nur sieben Minuten zum Telefonieren. Stirbt das gute alte Telefongespräch bald aus?
Lembke: Wahrscheinlich. Gerade Jugendliche kommunizieren heute mehr als je zuvor, aber sie reden nicht mehr, sondern schicken Fotos, Textnachrichten oder Emojis.
SPIEGEL: Ist das maulfaul oder einfach effizient?
Lembke: Effizient ist daran überhaupt nichts. Viele schicken sich lieber stundenlang WhatsApp-Nachrichten, anstatt sich einmal wirklich auszutauschen. Auch Sprachnachrichten erzeugen nur die Illusion eines Gesprächs, denn die Beziehungsebene und Möglichkeit der Nachfrage fehlt komplett. Die Folge sind jede Menge Missverständnisse.
SPIEGEL: Dafür kann man lästigen Gesprächen bequem aus dem Weg gehen oder selbst entscheiden, wann man antwortet.
Lembke: Tatsächlich fühlen sich immer mehr Menschen bedrängt, sobald ihr Telefon nur klingelt. Viele empfinden das als Frechheit, nach dem Motto: Anruf gleich Angriff! Wir wollen heute jederzeit Herr unserer Kommunikation sein, alles steuern, bloß nicht spontan reden müssen. Sprechen und zuhören bedeutet Arbeit, und der entledigen wir uns jetzt einfach.
SPIEGEL: Tun Sie selbst etwas dagegen?
Lembke: Ich habe auf meinem Smartphone alle Apps blockiert, damit ich gezwungen bin, nur noch zu telefonieren. Das ist ziemlich hart, vor allem dann, wenn man sich bei alten Schulfreunden melden will, mit denen man seit Jahrzehnten nicht gesprochen hat. Die sind dann ganz überrascht und wundern sich. Andererseits erfahre ich so Dinge, die ich sonst niemals erfahren würde.
SPIEGEL: Zum Beispiel?
Lembke: Über die sozialen Netzwerke wusste ich, welche meiner Schulfreunde geheiratet und Kinder haben. Jetzt weiß ich auch, wer längst wieder geschieden ist.
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