Wenn Sie durch die online Welt spazieren, flanieren Sie meist durch sehr bekannte Straßen. Straßen so vertraut wie die, in denen Sie aufgewachsen sind. Dort haben Sie jeden Tag gespielt, Sie kennen jeden Baum und jeden Stein. Doch Achtung, der Schein trügt. In diese sechs Fallen tappen viele Internetnutzer.
Ein alter Freund ist Ihnen plötzlich wieder ganz nah, auch wenn er weit weg wohnt und seit Jahren nicht anruft. Dank Facebook wissen Sie wie seine Frau, die Sie im Übrigen noch nie getroffen haben, im neuen Bikini aussieht. Gerade dann, wenn Sie sowieso mehr als reif für die Insel sind, flattert booking.com mit dem passenden Angebot für Ihren Urlaub ins Haus. „Zufällig“ werden Ihnen Destinationen angeboten, nach denen Sie im Web gesucht haben. Ist der Urlaub erst gebucht, dann hilft auch Google ganz kameradschaftlich mit und fordert Sie auf, besser jetzt schon zum Flughafen zu fahren – wegen dem Verkehr, versteht sich.
Flauschiges Internet ist gar nicht flauschig
Egal wie intim und lauschig sich diese Online Welt auch anfühlt, in Wirklichkeit ist sie es nicht. All diese bequemen Erinnerungen und freundlichen Tipps gibt es aus nur einem Grund: Weil Sie Ihre Daten zur Verfügung stellen. Doch wissen Sie eigentlich, wen Sie da auf Ihr komplettes Telefonbuch zugreifen lassen? Wissen Sie, was der Betreiber einer App sonst noch mit den ausgelesenen Daten Ihre Kalenders macht? Wo werden die Infos gespeichert? Wofür wird es verwendet? Was wird womöglich auch noch an Dritte weitergegeben?
Wenig Auskunft – alles andere als anonym
In Deutschland nutzen Millionen Soziale Netzwerke und das Internet. Dabei ist den wenigsten bewusst, dass das vermeintlich anonyme Surfen, gar nicht so anonym ist. Jeder hinterlässt seine Spur im Netz. Erst im Februar 2016 haben Wissenschaftler der Universitäten Hamburg und Siegen in der Studie „Obtaining personal data and asking for erasure: Do app vendors and website owners honour your privacy rights?“ untersucht, ob Dienste-Anbieter ihrer Pflicht zu Auskunft und/oder Löschung von persönlichen Daten nachkommen. Hierzu wurden Betreiber von 120 beliebten Internetseiten und von 150 stark genutzten Smartphone-Apps befragt. Die Überraschung: Nur etwa ein Viertel der Service Anbieter kam ihrer Pflicht nach und erteilten auf Anfrage befriedigende Auskünfte. Weitere 25 Prozent antworteten erst nach erneuter Nachfrage zufriedenstellend. Die meisten Anbieter (57 Prozent) haben gar nicht oder nur unzureichend geantwortet.
Dies zeigt, dass Sie als Nutzer solcher Dienste ein genaues Augenmerk auf den Datenschutz haben sollten. Hier folgen nun die häufigsten Fallen und wichtigsten Tipps, die Ihnen dabei helfen, Ihre Daten besser zu schützen.
Fehler #1: Fotos und Inhalte auf Facebook & Co teilen
Intime Fotos von kleinen Kindern oder peinliche Videos vom letzten Fest – es gibt wohl nichts, was es auf Facebook nicht schon mal gegeben hätte. Doch ganz private Fotos haben in sozialen Netzwerken nichts zu suchen. Sie können nicht kontrollieren, was mit den Inhalten geschieht, wer sie teilt, abspeichert und irgendwo anders wieder öffentlich macht. Achten Sie auch bei Gewinnspielen darauf, welche Daten eingefordert werden: Sie sollten hellhörig werden, wenn zum Beispiel Ihr Jahreseinkommen in Verbindung mit Ihrer Adresse gefordert wird. Obwohl der vorsichtige Umgang mit den eigenen Daten obligatorisch sein sollte, hat Datensparsamkeit und Datenvermeidung auch einen Nachteil: Viele praktische und sinnvolle Services sind auf bestimmte persönliche Daten angewiesen. Mein Tipp: Weniger ist mehr. Seien Sie sparsam bei der Angabe von Daten und beim Teilen von Inhalten. Teilen Sie nur Fotos und Videos, die Sie auch Ihrer Nachbarin ohne zu zögern zeigen würden.
Fehler #2 Einstellungen der Privatsphäre nicht limitiert
Viele Anbieter wie zum Beispiel Facebook bieten bereits Datenschutzeinstellungen. So können gewisse Inhalte nur mit einem kleinen Kreis an Nutzern geteilt werden. Leider nutzen diese Einstellungen zu wenige. Mein Tipp: Gehen Sie alle Einstellungen unter dem Punkt „Privatsphäre“ durch. Dabei sind die Standardeinstellungen nicht immer die besten. Hinterfragen Sie genau. Sie bestimmen, wer was sehen darf und wer Sie kontaktieren darf. Verbergen Sie Ihre Profildaten soweit wie möglich. Bei Ihrem Smartphone können Sie regeln, ob Apps Zugriff auf Ihre Standortdaten oder Kontakte haben dürfen. Stellen Sie dies aus.
Fehler #3: Cookies zulassen
Der Betreiber nutzt Cookies dazu, Ihr Verhalten auf seiner Internetseite nachzuvollziehen. Cookies sind reine Datensammler. Seriöse Seiten sollten auch ohne Cookies nutzbar sein. Lediglich bei Registrierungen zu geschützten Mitgliederbreichen könnten Cookies notwendig sein. Mein Tipp: Stimmen Sie soweit es geht der Nutzung von Cookies auf Internetseiten nicht zu. Nutzen Sie Browser-Erweiterungen wie Ghostery, Better Privacy, Adblock Plus oder Beef Taco. Diese Tools schützen vor Browser-basiertem Online-Tracking und minimieren gleichzeitig störende Online-Werbung. Verschlüsselung ist nicht immer die Lösung, sollte aber überall dort genutzt werden, wo es sinnvoll ist.
Fehler #4: Überall dabei sein
Überlegen Sie genau, welche App und welche Pattformen Sie nutzen. Sie müssen nicht überall dabei sein. Was brauchen Sie wirlklich? Die BetreiberInnen haben nur dann Macht über Ihre Daten, solange die Services auch genutzt werden. Anders gesagt: Sie haben die Wahl! Sie müssen nicht Google verwenden, sondern können auch auf die wenig bekannten Alternativen „DuckDuckGo245“ oder „Ixquick246“ zurückgreifen. Beide verzichten bewusst auf das Ausspionieren ihrer NutzerInnen. Facebook wäre heute längst nicht so dominant, wenn man mehr Menschen von Diaspora247, einem alternativen dezentralen Netzwerk, hätte begeistern können. Mein Tipp: Sollten Sie auf eine App nicht verzichten wollen, nehmen Sie sich die Zeit und klären Sie, wie der Betreiber mit persönlichen Daten umgeht. Riskieren Sie auch einen Blick abseits des Mainstreams – es könnte sich lohnen.
Fehler #5: Passwörter & PINs per Mail hergeben
Löschen Sie sofort E-Mails, die dazu auffordern, Passwörter oder PIN’s anzugeben. Kein seriöser Anbieter wird per E-Mail von Ihnen verlangen, Ihre Daten mitzuteilen. Ihre Bank wird auch niemals für Änderungen oder Angaben von privaten Daten die E-Mail-Kommunikation, sondern immer den Postweg wählen.
Fehler #6: Passwort ist zu einfach
Viel zu oft kursieren immer noch Passwörter mit dem Namen des eigenen Haustiers oder Zahlenfolgen wie „12345“. Verwenden Sie Zahlenkombinationen und Sonderzeichen, die schwer zu knacken sind. Ein Passwort Generator kann dabei behilflich sein. Weil es aber nicht leicht ist, sich für zehn verschiedene Dienste unterschiedliche, komplexe Passwörter zu merken, greifen viele Nutzer gerne auf zu einfache Standardpasswörter zurück.
Ausblick
Lernen Sie im nächsten Beitrag, wie Sie ein sicheres Passwort erfinden und nie mehr vergessen.
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