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Digitale Bildung auf dem Prüfstand: Ein kritischer Blick auf die DIDACTA 2024

Digitale Bildung auf dem Prüfstand: Ein kritischer Blick auf die DIDACTA 2024 und darüber hinaus

Die DIDACTA 2024 präsentiert sich als eine Plattform der Innovation im Bildungsbereich, doch bei genauerer Betrachtung offenbaren sich auch kritische Aspekte dieser digitalen Euphorie. Im Buch „Die Lüge der digitalen Bildung“ diskutieren wir ausführlich die Risiken und Nebenwirkungen, die der unreflektierte Einsatz digitaler Medien im Bildungsbereich mit sich bringt.

Ein zentrales Thema ist die Überzeugung, dass eine Kindheit ohne übermäßigen Einsatz digitaler Medien den besten Start in das digitale Zeitalter bietet. Die Forschung zeigt, dass insbesondere bei Kleinkindern und Grundschülern der Fokus auf reale Erfahrungen und die Entwicklung zwischenmenschlicher Fähigkeiten liegen sollte, statt auf den frühen Umgang mit iPads und anderen digitalen Werkzeugen. Dies steht im Widerspruch zu dem auf der DIDACTA oft propagierten Bild, dass frühzeitige Digitalisierung gleichbedeutend mit Fortschritt in der Bildung sei.

Die Ergebnisse verschiedener Studien, darunter die BLIKK-Studie, unterstreichen die negativen Auswirkungen exzessiven Medienkonsums auf die Entwicklung junger Kinder. Von Konzentrationsproblemen bis zu Sprachentwicklungsstörungen reichen die beobachteten Phänomene, die eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema unumgänglich machen.

 

Kritik am digitalen Klassenzimmer

Avishek (2022) übt Kritik des digitalen Klassenmodells für digitales Lernen anhand drei wichtigen Punkten:

  • Dem Modell des digitalen Klassenzimmers, das während der Pandemie hastig eingeführt wurde, mangelt es an einem Umdenken oder einer Neugestaltung der Pädagogik für digitales Lernen, wobei der Schwerpunkt eher auf der technologischen Infrastruktur als auf der Pädagogik liegt.
  • Das globale Design des digitalen Klassenzimmers setzt einen ethnozentrischen Rahmen fort, der die Entkolonialisierung des Lehrplans behindert und die lokalen pädagogischen Kulturen, Geschichten und Volkswirtschaften erschöpft.
  • Die technokratische Perspektive des digitalen Klassenzimmers, losgelöst von zeitlichen und kulturellen Überlegungen, kann als Ausdruck des (Techo-) Orientalismus in seiner neuen Form gesehen werden.

 

Tipps zur Verbesserung des digitalen Lernens im Klassenzimmer

  • Es ist von entscheidender Bedeutung, die Pädagogik für digitales Lernen zu überdenken und neu zu gestalten, anstatt sich ausschließlich auf die technologische Infrastruktur zu konzentrieren.
  • Vermeiden Sie es, eine technokratische Perspektive einzunehmen, die zeitliche und kulturelle Überlegungen außer Acht lässt.
  • Fördern Sie kritische digitale Kompetenzen, die Handlung, Affinität und Affekt umfassen. Dazu gehören die Entwicklung kompetenzorientierter und praxisorientierter Perspektiven, die Förderung sozialer Beziehungen und die Anerkennung der Rolle von Emotionen und Erfahrungen beim digitalen Lernen.

 

Je früher, desto besser funktioniert nicht

In der heutigen digital geprägten Welt sind digitale Kompetenzen nicht mehr nur wünschenswert, sondern unabdingbar. Sie ermöglichen es uns, in beruflichen wie privaten Kontexten effektiv zu agieren, zu kommunizieren und Probleme zu lösen. Der Erwerb digitaler Fähigkeiten bereitet Menschen aller Altersgruppen darauf vor, sich in einer zunehmend vernetzten Welt zurechtzufinden, Innovationen zu fördern und an der digitalen Gesellschaft teilzuhaben.

Der frühe Erwerb digitaler Kompetenzen bei Kindern ist nicht der Schlüssel zum Erfolg in der digitalen Welt, wie oft angenommen wird. In dieser entscheidenden Entwicklungsphase sind vielmehr grundlegende Fähigkeiten wie kritisches Denken, Problemlösung, Empathie und zwischenmenschliche Kommunikation von Bedeutung. Diese Fertigkeiten bilden das Fundament, auf dem digitale Kompetenzen später effektiver und sinnvoller aufgebaut werden können. Die Konzentration auf diese Basiskompetenzen unterstützt Kinder nicht nur dabei, sich in einer technologisch fortgeschrittenen Gesellschaft zu behaupten, sondern fördert auch ihre allgemeine Entwicklung und Wohlbefinden.

Digitale Kompetenzen umfassen später zwar ein breites Spektrum, deren Grundlagen in jungen Jahren angelernt werden sollen, aber eben nicht zum alleinigen Zweck, grundlegende IT-Fertigkeiten mit sechs Lebensjahren zu erwerben. Komplexes Problemlösen, kritisches Denken und die Fähigkeit, neue Technologien kreativ und verantwortungsbewusst zu nutzen, sollten im Vordergrund stehen. Der Aufbau dieser originären Grundfähigkeiten ist entscheidend, um die digitale Kluft zu überbrücken, Chancengleichheit zu fördern und sicherzustellen, dass niemand in der digitalen Ära zurückgelassen wird.

 

Was sollte das für die DIDACTA bedeuten?

Die Veranstaltung DIDACTA 2024 bietet zwar die Chance, innovative Bildungskonzepte zu diskutieren, es ist jedoch essenziell, dabei die Bedürfnisse der Kinder nicht aus den Augen zu verlieren. Technologie sollte als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck im Bildungswesen dienen. Dabei ist es wichtig, auf eine ausgewogene Entwicklung Wert zu legen, die sowohl digitale Kompetenzen als auch zwischenmenschliche Fähigkeiten umfasst.

In meinen zahlreichen Interviews und Beiträgen habe ich immer wieder betont, wie wichtig es ist, eine kritische Haltung gegenüber der unreflektierten Digitalisierung im Bildungsbereich einzunehmen. Die DIDACTA sollte daher nicht nur als Ausstellung neuer technologischer Möglichkeiten gesehen werden, sondern auch als Plattform für eine kritische Diskussion über die Rolle der Digitalisierung in der Bildung unserer Kinder.

 

Quellen

Avishek, Ray. (2022). Why the digital classroom is a bad model for digital learning. Contemporary South Asia, Available from: 10.1080/09584935.2022.2072476

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