Lebenszeit - raus aus dem digitalen Hamsterrad
Beitrag

Wie wir um unsere Lebenszeit betrogen werden

Eltern verzocken die Lebenszeit ihrer Kinder

 

Vor kurzem bekam ich von einer Mutter eine E-Mail. In dieser beschrieb sie mir ausführlich verzweifelt das digitale Nutzungsverhalten ihres 13-jährigen Sohnes. Kurz zusammen gefasst: Der Sohnemann sitzt den ganzen Tag an seinem PC im Kinderzimmer und spielt irgendwelche Internetspiele. Er ist kaum noch ansprechbar. Zu den gemeinsamen Mahlzeiten muss man ihn zwingen. Das Kind vernachlässigt reale soziale Kontakte. Er interessiert sich Null für seine Zukunft. Die Motivation dafür ist nicht vorhanden. Mit der Schule geht es langsam bergab. Was soll die Mutter nur tun? Der Vater schaltet in letzter Verzweiflung das WLAN ab. Der PC des Sohnes ist offline. Kurz darauf verfällt der Sohnemann in einen Wutanfall und zerstört sein Zimmer mit dem Baseballschläger. Der hing jahrelang an der Zimmerwand, ein Geschenk von seinem Onkel aus den USA.

Mir liegen wie Ihnen unsere Kinder ganz besonders am Herzen. Ich bin selbst Vater einer fast 11-jährigen Tochter. Zudem übe ich einen Beruf aus, in dem ich mit Ihren Kindern in meiner Hochschule arbeite. Doch mit Blick auf das Verhalten junger Menschen mache ich mir ernsthaft Sorgen über die Entwicklung unseres Nachwuchses. Denn die Geschichte der Hilfe suchenden Mutter ist kein Einzelfall.

 

 

 

Unsere Kinder besitzen ein riesiges Potential

Mich bewegt die felsenfeste Erkenntnis, dass unsere Kinder ein großes Potential haben und dieses nicht genutzt wird. Jedes Kind hat von Natur aus riesige Chancen. Ihnen steht die Welt offen, jedes Kind kann Großes in seiner Lebenszeit erreichen. Welche Eltern möchten das nicht? Die allermeisten Kinder, Jugendlichen und vor allem jungen Erwachsenen in meinen Vorlesungen haben große Lust, etwas zu gestalten. Sie wollen aktiver Teil dieser Gesellschaft werden. Die Perspektiven beschreiben Sie als vernebelt! Sie können selbst gar nichts dafür. Denn Sie sind die Opfer einer Digital- und Medienwirtschaft ohne Grenzen. Sie ist gekennzeichnet durch dauerhaften Konsum und stetiges Wachstum um jeden Preis! Welches Kind kann schon mit seiner Naivität diesen Kraft widerstehen? Der Umgang damit wird auch nicht angeboren. Er muss gelernt werden. Ziel ist es, Kinder in ihre Leidenschaft zu bringen, damit Sie endlich den Motor für ihre Lebenszeit starten können.

Ich beobachte zusehends, dass immer mehr Kinder bis zu den jungen Erwachsenen massive Probleme haben, diese Potentiale auf die Strasse zu bringen. Das berichten mir seit Jahren immer mehr Personalmanager, Projektmanager und Geschäftsführer aus allen Unternehmen. Hochschulkollegen schütteln den Kopf, wenn Studierenden die einfachsten Dinge nicht in eigenen Worten wiedergeben können. Informationen rauschen durch den Kopf, links rein, rechts wieder raus! Erzieher und Pädagogen berichten über lethargisches Verhalten bereits bei den Jüngsten. Die Entwicklung zieht sich durch bis in das Erwachsenenalter. Eltern sind ratlos, ob das Verhalten ihrer Kinder richtig ist oder was sie gegen diese Lethargie tun können.

 

 

PODCAST GERALD & GERALD mit Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther

 

Die digitalen Medien haben uns vollständig im Griff

Wir Menschen werden bewusst an einer intelligenten Nutzung digitaler Medien gehindert. Die digitalen Medien haben uns vollständig im Griff. Nur die wenigsten Menschen haben die digitalen Medien im Griff! Ist ja auch klar. Medien- und Digitalkonzerne haben kein Interesse an einem bewussten oder intelligenten Umgang mit digitalen Medien. Denn erst durch steigenden Konsum behalten sie ihre Existenzberechtigung. Die erzielen Profite und Gewinne wollen sie der Gesellschaft noch nicht einmal zurück geben. Sie zahlen nur unter politischen Druck ihre Steuern. Sie wollen, dass Deine Kinder den ganzen Tag auf den kleinen Scheibchen herum wischen und daddeln. Und dann erklären sie Dir, dass Deine Kinder keine Chance in ihrer Lebenszeit hätten, wenn sie nicht genug wischen würden. Wir werden belogen, und zwar richtig! Die hohe Nutzungsdauer bei den bis zu 17-Jährigen Medien bestätigt den Erfolg dieser Lüge. Bis zu sieben Stunden Bildschirmzeit an Smartphone, Tablets und Laptops verbringen die Jüngeren mit digitalen Medien. Aber nur ein Bruchteil dessen wird für die Schule und die eigene Ausbildung verwendet.

Statt dessen wird die zwischenmenschliche Kommunikation vollständig digitalisiert, die Ablenkung durch YouTube-Katzenvideos, Netflix und ähnliche Entertainmentangebote rast ins Bodenlose. Computerspiele bestimmen den Tagesablauf, wann aufgestanden und wann schlafen gegangen wird. Schlafen wird zum Luxus schon für die Kleinsten. Die Aufmerksamkeitsspanne sinkt auf ein Minimum, niemand kann mehr den Text unter einer fetten Überschrift ohne Unterbrechung lesen. Konzentration ist zu einem Fremdwort für alte Lateiner geworden. Alles Entwicklungen, die die Gehirne unserer Kinder aufweichen muss. Ihnen wird der Zugang zum Reflektieren und Denken immer mehr genommen!

Es braucht eine gehörige Portion Haltung, Entschlossenheit und Kraft, gegen die Ökonomisierung und Konsumierung unserer Lebensbereiche anzukämpfen. Die digitalen Medien giessen unaufhörlich Öl in ein loderndes Feuer. Sie machen es Eltern so schwierig, die richtigen Entscheidungen für ihre Kinder zu treffen. Es geht mir gar nicht darum, digitale Medien zu verteufeln. Es geht mir darum, Fähigkeiten für einen bewussten und intelligenten Umgang mit den digitalen Medien zu entwickeln und sie in das eigene Leben sinnvoll zu integrieren.

 

Wir werden um unsere Lebenszeit beraubt

Die Digitalen Medien nehmen uns Menschen das Wichtigste weg, was wir haben: unsere Lebenszeit. Und die können wir nicht wieder aufladen wie unser Smartphone. Wir werden von der Digital- und Medienwirtschaft um unsere Lebenszeit betrogen. Der unbeschränkte Dauerkonsum führt zur Dauerablenkung und behindert junge Menschen, aus Ihrem Leben wirklich etwas zu machen. Und noch einmal meine Botschaft: Wir sollen die digitalen Medien nutzen, aber achtsam, bewusst und zielgerichtet. Das hat niemand in unserer Gesellschaft gelernt.

Ich schaue mir die Geschichte einer Familie mit drei Kindern an. Sie haben Kinder mit 7, 11 und 13 Jahren. Bereits für den Kleinsten wird ein Smartphone angeschafft. Der 11-Jährige wird am Nachmittag am Tablet geparkt. Der 13-Jährige ist in den Kriegsspielen im Internet schon längst verloren. Aufmerksamkeit und Konzentration außerhalb der digitalen Medien sind unbekannt. Die Kinder wirken fremdgesteuert. Die Eltern meinen, das ist OK. Die Kinder müssen doch lernen mit Computern, Tablets & Co umzugehen. Man darf sie doch nicht davon weg halten. Der Glaubenssatz wirkt. Von einer bewussten und intelligenten Nutzung ist die Familie meilenweit entfernt. Gemeinsam ist es uns gelungen, diesen Glaubenssatz zu durchbrechen. Die Kinder können zu einem ganz bewussten Umgang mit den digitalen Medien gebracht werden, ohne autoritäre Erziehungsmaßnahmen.

 

 

Hoffnung I. – Es gibt einen Weg heraus

Ich habe mich darauf spezialisiert, wie man eine neue Welt mit bewussten Einsatz digitaler Medien erreichen kann. Das kann man lernen und trainieren. Neben den Fähigkeiten ist Haltung, Verständnis und die Kenntnis von biologischen Wirkungsweisen digitaler Medien wichtig. Dazu habe ich Bücher geschrieben und unzählige Texte und Interviews publiziert. Mittlerweile weiß ich, dass jeder Mensch diese neue Welt mit all den Möglichkeiten und Potentialen erreichen und gestalten kann. Es kann gelingen, einem jungen Leben andere Prioritäten zu geben, als sich dem digitalen Medienkonsum auf  Smartphone & Co. zu ergeben. Ich weiß, dass der böse Kreislauf in die Totalablenkung und langsamen Verdummung durchbrochen werden kann. Meine Erfahrungen zeigen, dass in allen Fällen Eltern und Kinder auf einen Pfad geführt werden können, der die Hebung und Nutzung der individuellen Potentiale ermöglicht. Damit schaffen wir die Voraussetzungen für die beste Entwicklung Ihres Kindes.

 

 

Hoffnung II. – So mache ich es

Wie wundervoll wäre es, wenn wir unseren Kindern exakt das mitgeben könnten, was sie für ein gelingendes Leben tatsächlich brauchen? In meiner eigenen Erziehung fordere ich Selbständigkeit mit gezielter Kontrolle digitaler Mediennutzung. Das ist nicht einfach und braucht Zeit. Der Erfolg hängt zudem vom individuellen Reifegrad des Kindes ab. Meine Tochter erfährt aktuell die m. E. wichtigsten persönlichen Eigenschaften wie Integrität, Eigenverantwortung, Mut für Neues und eine gehörige Portion soziale Fähigkeiten im menschlichen Miteinander. Sie ist daran gewachsen und bereit für einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Immer wieder stellen wir uns gemeinsam, meine Tochter und ich, die Frage, welche Rolle digitale Medien für sie spielen. Wir reden viel darüber. In den meisten Fällen kommen wir zu dem Schluss, dass diese für die Bedürfnisse nicht benötigt werden. Ich bin davon überzeugt, dass eine starke Persönlichkeit mit ihren Stärken in Wirtschaft und Gesellschaft die Grundlage für eine gelungene Lebenszeit sind. Digitale Medien spielen hierfür eine untergeordnete Rolle.

Das ist meine Vision, die ich verfolge und die ich bereits mit zahlreichen Eltern und ihren Kindern gemeinsam wieder erfahren durfte. Nicht allen fällt das leicht. Daher biete ich meine begleitende Hand an, um meine Haltung, Werte und neuen Perspektiven aus Wissenschaft, Praxis und Erfahrungen zu zeigen. Dann bin ich sicher, dass jeder seine Last mit den digitalen Medien verringern kann und damit die besten Voraussetzungen für Erfolg, Glück und Selbständigkeit Deiner Kinder geschaffen werden.

 

Mitmachen

Ich habe für dieses Thema einen eLearning-Kurs speziell für Eltern und Ihre Kinder entwickelt! Schauen Sie hier: https://mein-digitalberater.de/mini-class/

Dieser Artikel ist auch leicht geändert auf LinkedIn erscheinen.

 

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