Wunsch und Wirklichkeit der KI-Nutzung in Deutschland
Eine aktuelle repräsentative Studie des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) aus Oktober 2024 zeigt wichtige Erkenntnisse zur Nutzung und Wahrnehmung generativer KI in Deutschland.
Hören Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie zur KI-Nutzung in Deutschland
Verbreitung und KI-Nutzung in Deutschland
– 73 % der deutschen Internetnutzer kennen generative KI, aber nur 35 % haben sie bereits genutzt
– ChatGPT dominiert mit 81 % Nutzungsanteil, gefolgt von Google Gemini (30 %) und Microsoft Copilot (26 %)
– Die Nutzung ist bei jüngeren und höher gebildeten Menschen deutlich stärker verbreitet
Berufliche KI-Nutzung in Deutschland
– 25 % der Erwerbstätigen nutzen generative KI beruflich
– Über 60 % der beruflichen Nutzer berichten von positiven Erfahrungen wie Zeitersparnis und hilfreicher Unterstützung
– Nur 18 % der Unternehmen stellen eigene, angepasste KI-Systeme bereit
Zukunftserwartungen
– Nur 4 % der Erwerbstätigen erwarten, dass ihre Tätigkeit vollständig durch KI ersetzt wird
– 39 % rechnen mit teilweiser Automatisierung ihrer Aufgaben
– 48 % erwarten keine Auswirkungen auf ihre berufliche Tätigkeit
EU-KI-Verordnung
– 64 % der Befragten haben noch nie von der EU-KI-Verordnung gehört
– 56 % befürworten dennoch eine stärkere Regulierung von KI1
– Bei Kennern der Verordnung gibt es Skepsis bezüglich der praktischen Umsetzbarkeit und des bürokratischen Aufwands+
Handlungsbedarf für die KI-Nutzung in Deutschland: Empfehlungen und Perspektiven
Die Ergebnisse und Erkenntnisse zur KI-Nutzung in Deutschland verdeutlichen, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Potenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) effektiv und verantwortungsvoll zu nutzen. Dabei geht es nicht nur um technologische Fortschritte, sondern auch um die gesellschaftliche und organisatorische Integration von KI. Aus der Analyse lassen sich drei zentrale Handlungsfelder ableiten:
1. Bessere Informationen der Bevölkerung über KI-Nutzung und Regulierung
Die Akzeptanz und das Verständnis von KI in der breiten Bevölkerung sind essenziell, um die Technologie nachhaltig in Wirtschaft und Gesellschaft zu verankern. Viele Menschen stehen KI skeptisch gegenüber, sei es aus Angst vor Arbeitsplatzverlusten, mangelndem Wissen über die Funktionsweise oder Unsicherheiten hinsichtlich der Regulierung. Hier ist eine umfassende Aufklärung notwendig, die nicht nur die Vorteile, sondern auch die Risiken und ethischen Herausforderungen von KI transparent macht.
- Empfehlung: Staatliche und private Akteure sollten verstärkt in Bildungs- und Informationskampagnen investieren, die die Bevölkerung über die Einsatzmöglichkeiten und die rechtlichen Rahmenbedingungen von KI aufklären. Der EU AI Act, der seit dem 1. März 2025 in Kraft ist, bietet hierfür eine solide Grundlage, die stärker kommuniziert werden muss.
2. Investition in KI-Kompetenzen von Mitarbeitern
Die Einführung von KI in Unternehmen erfordert nicht nur technologische Anpassungen, sondern auch eine gezielte Weiterentwicklung der Kompetenzen der Belegschaft. Mitarbeiter müssen befähigt werden, KI-Tools effektiv zu nutzen und deren Ergebnisse kritisch zu hinterfragen. Besonders in Deutschland, wo der Fachkräftemangel in vielen Branchen spürbar ist, kann die Qualifizierung der Belegschaft ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
- Empfehlung: Unternehmen sollten verstärkt in Weiterbildungsprogramme investieren, die den Umgang mit KI-Technologien fördern. Dies umfasst sowohl technische Schulungen als auch die Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Datenanalyse, ethische Fragen und die Zusammenarbeit mit KI-Systemen. Der EU AI Act gibt hier klare Vorgaben, die Unternehmen als Chance nutzen sollten, um ihre Mitarbeiter zukunftsfähig zu machen.
3. Anpassung der Zusammenarbeit in höher qualifizierten Berufsgruppen
KI wird die Art und Weise, wie Menschen in Teams zusammenarbeiten, grundlegend verändern. Besonders höher qualifizierte Berufsgruppen, wie Ingenieure, Wissenschaftler oder Manager, müssen sich auf eine neue Form der Zusammenarbeit einstellen, bei der KI als unterstützender »Kollege« agiert. Dies erfordert nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein Umdenken in Bezug auf Rollenverteilungen, Entscheidungsprozesse und Verantwortlichkeiten.
- Empfehlung: Unternehmen sollten gezielt Change-Management-Prozesse einleiten, um die Zusammenarbeit zwischen Menschen und KI zu fördern. Dies umfasst die Entwicklung neuer Arbeitsmodelle, die Integration von KI in Entscheidungsprozesse und die Förderung einer offenen Unternehmenskultur, die den Einsatz von KI als Chance begreift.
Fazit
Die KI-Nutzung in Deutschland steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Um die Potenziale der Technologie voll auszuschöpfen, müssen Unternehmen, Politik und Gesellschaft gemeinsam handeln. Es bedarf einer klaren Strategie, die sowohl die technologische als auch die menschliche Dimension von KI berücksichtigt. Nur so kann Deutschland im internationalen Wettbewerb bestehen und gleichzeitig eine verantwortungsvolle Nutzung von KI sicherstellen.
Quelle Originalstudie