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Silicon Valley – Wo steht Deutschland?

Die Evolution der Technologien im Silicon Valley und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft

In Deutschland wurde bereits viel über das Silicon Valley gesprochen, geschrieben und immer wieder diskutiert. Unter anderem hatte ich ich mich bereits in einem Kommentar bei FOCUS Online geäußert. Vor Beginn dieses Beitrags habe ich eine Weile überlegt, ob ich ebenfalls etwas dazu beizutragen habe. Das Besondere an meiner mehr als neuntägigen Reise durch die Städte rund um und mitten im sogenannten „Tech-Tal“ sind die unzähligen Gespräche, Vorträge, Veranstaltungen und Besichtigungen, die ich ausnahmslos genießen durfte.

Zudem leite ich den Studiengang Digitale Medien – Medienmanagement und Kommunikation an der DHBW, einer Hochschule, deren Ausbildungsprinzip gar nicht so weit von den Ansätzen der Universitäten im Silicon Valley entfernt ist. Meine unternehmerischen Tätigkeiten in der Gestaltung individueller digitaler Kommunikationslösungen für Unternehmen stoßen hier natürlich auf einen der wenigen und damit fast unvergleichbaren Nährboden.

Da die Eindrücke vielfältig und tiefgreifend waren, beginne ich diesen Artikel mit den ersten Höhepunkten. Ich werde ihn sukzessive erweitern, sobald ich die unzähligen Transkripte, die ich mithilfe meines Investments in die KI-Toolparty erstellt habe, weiter aufbereitet habe.

OK, fangen wir an. Ich habe einige einflussreiche Persönlichkeiten kennengelernt, die die immense Bedeutung des Silicon Valley als globaler Innovationsmotor verdeutlichen. Ihre Ideen und Projekte haben das Potenzial, die Welt in den nächsten Jahrzehnten grundlegend zu verändern. Insgesamt steht das Silicon Valley weiterhin im Zentrum technologischer Innovationen, aktuell natürlich in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz (KI) und autonomem Fahren. Das sind auch die häufigsten Themen, die mir immer wieder vor die Füße gefallen sind. Kein Vortrag kam ohne eines dieser beiden Themen aus. Sie werden in den nächsten Jahren die technischen Entwicklungen bestimmen. Das autonome Fahren sogar noch intensiver als die KI. KI ist für die technische Produktentwicklung so normal geworden, wie der Basiscode für die Entwicklung von Personal Computern in den 80er und 90er Jahren.

 

Die Bedeutung von Daten als Wettbewerbsvorteil

Gregory LaBlanc, Professor an der Berkeley University und Experte für Datenwissenschaften, betont: „Die Rechenleistung heutiger Geräte übertrifft die der ersten Supercomputer erheblich, und die Kosten dafür sind drastisch gesunken.“ LaBlanc lehrt in den Bereichen Wirtschaft, Ingenieurwesen und Recht und berät Unternehmen zur Nutzung von Daten für Wettbewerbsvorteile.

Er betonte in seinem Vortrag die entscheidende Rolle von proprietären Daten für Unternehmen, die einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil erlangen wollen. Anhand einer Fallstudie der Oakland Athletics zeigte er auf, wie durch die gezielte Analyse von Daten Talente trotz begrenzter finanzieller Mittel identifiziert werden können. Proprietäre Daten ermöglichen es Unternehmen, einzigartige Einblicke in ihre Märkte und Kunden zu gewinnen, die öffentlich zugängliche Daten nicht bieten können, und schaffen so einen klaren Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Vier Haupttypen der Künstlichen Intelligenz

LaBlanc unterschied vier zentrale Typen der KI: Expertensysteme, die auf vorgegebenen Regeln basieren; Maschinelles Lernen, das durch Versuch und Irrtum lernt; Deep Learning, das unstrukturierte Daten wie Bilder und Audio verarbeitet; und Generative KI, die auf den vorherigen Modellen aufbaut, um neue Inhalte zu erzeugen. Die richtige Anwendung dieser KI-Modelle erfordert den Zugang zu umfangreichen Datenmengen, da die Qualität der Modelle von der Menge und Qualität der Daten abhängt​. Damit dreht sich bei ihm alles um das Datenmanagement. Dass dies das Thema der aktuellen Zeit ist, zeigt sein Engagement an den Universitäten in Berkeley und Standfort.

 

Unterschiede der Tekki-Kultur im Valley von der in Deutschland.

Christoph Burkhardt, deustcher KI-Vordenker aus San Francisco, betont die Dringlichkeit der Technologieanpassung: „Die KI-Welle bringt eine völlig neue Welt hervor. Die Frage ist, was die Rolle des Menschen in diesem System sein wird.“ Burkhardt, ein erfahrener Innovationsberater, fokussiert sich darauf, wie Unternehmen im Silicon Valley Technologiewechsel schneller umsetzen als in anderen Regionen. Die m. E. wichtigsten Punkte aus der Diskussion mit Christoph Burkhardt am 03.10.2024 lauten:

 

  1. Unterschiede zwischen Deutschland und Silicon Valley: Burkhardt betont, dass das Silicon Valley schneller und risikofreudiger agiert. Dort folgen technologische Paradigmenwechsel rasch aufeinander, was Unternehmen vor Herausforderungen stellt​.
  2. Die Rolle des Menschen: In einer zunehmend automatisierten Welt bleibt unklar, welche Rolle der Mensch spielt. Burkhardt vergleicht diese Phase mit der Elektrifizierung von Fabriken und fordert Unternehmen auf, sich auf disruptive Veränderungen vorzubereiten​.
  3. Evolution durch KI: Unternehmen sollten sich auf die Identifizierung von Problemen konzentrieren, anstatt nur Lösungen zu suchen. Evolution führt zu unvorhergesehenen Konsequenzen, die neue Herausforderungen schaffen.
  4. Technologie und soziale Veränderungen: Technologische Fortschritte, wie etwa in autonomen Fahrzeugen und KI, gehen mit sozialen Veränderungen einher. Burkhardt hebt die zunehmende Bedeutung von Gesundheit und menschlicher Interaktion hervor, während Technologien wie KI und digitale Zwillinge die Effizienz verbessern.

 

Was er noch vertiefte: Der Aufbau einer KI-Strategie stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, da viele noch mit der Optimierung ihrer Datenstrategien beschäftigt sind (siehe oben von Prof. LaBlanc). Im Silicon Valley hingegen werden KI-Tools schnell implementiert, oft ohne auf umfassende Strategien zu warten, was einen Paradigmenwechsel auslöst. Die Integration von KI verändert Unternehmensinteraktionen und die Art, wie Wertschätzung erlebt wird. Dabei wird die Arbeitswelt komplexer und anstrengender, während Gesundheitsthemen an Bedeutung gewinnen. Technologischer Fortschritt bringt häufig neue Probleme mit sich, wodurch der Zyklus der Suche nach neuen Lösungen stetig weiterläuft, beeinflusst durch ökonomische Anreize und Machtfragen.

 

Autonomes Fahren – Eine Chance für die deutsche Automobilindustrie?

Im Bereich autonomer Fahrzeuge bringt Mario Herger, ein Experte für Mobilität und Technologie, umfassende Einblicke: „Das manuelle Fahren wird in Zukunft wahrscheinlich verboten werden, weil es als zu unsicher gilt.“ Herger ist einer der führenden Experten für autonome Mobilität und setzt sich intensiv mit der Zukunft der Fahrzeugtechnologie auseinander​. Die wichtigsten Punkte aus dem Vortrag von Mario Herger am 02.10.2024 beinhalten:

 

  1. Autonome Fahrzeuge: Der Einsatz von Kameras und KI, insbesondere bei Tesla, Aurora und Waymo, wird hervorgehoben. Diese Technologien haben die Sicherheit und Effizienz autonomer Fahrzeuge deutlich verbessert.
  2. Gesellschaftliche Veränderungen: Autonome Mobilität verändert städtische Strukturen, und KI-gestützte Robotersysteme könnten den Parkplatzbedarf und den Verkehr reduzieren.
  3. Technologische Rückstände: Deutschland hat im Vergleich zu China und den USA einen Rückstand in der Technologieentwicklung, was besonders in der Automobilindustrie spürbar ist​

 

Über diese Punkte haben wir viel disukutiert: Autonome Fahrzeuge haben in Städten wie Phoenix und San Francisco zu einem deutlichen Rückgang von gemeldeten Verletzungen geführt, um 80-90 %. Während ein Drittel aller Kollisionen generell nicht gemeldet wird, müssen autonome Fahrzeuge alle Vorfälle dokumentieren. Interessanterweise werden 95 % der Kollisionen mit autonomen Fahrzeugen durch menschliche Fahrer verursacht. Waymo, das autonome Fahrten in Städten wie San Francisco und Los Angeles durchführt, expandiert weiter. Trotz technischer Fortschritte hat Deutschland einen Rückstand von 5 bis 7 Jahren gegenüber China. Regulierung und mangelnde Innovation behindern die Entwicklung, insbesondere in der Automobilindustrie, wo deutsche Hersteller Marktanteile verlieren.

 

Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft

Alex Dantas, Gründer von Circuit Launch, verfolgt einen innovativen Bildungsansatz und ist Unternehmer im Silicon Valley. „Die Universitäten sind nicht bereit für die Zukunft,“ kritisiert Dantas, der alternative, projektbasierte Lernmodelle entwickelt. Sein Ziel ist es, praktische, dezentrale Bildungsstrukturen zu etablieren, um den Bedürfnissen der modernen Wirtschaft gerecht zu werden​. Die wichtigsten Punkte aus Alex Dantas‘ Vortrag im Circuit Launch am 30.09.2024 sind:

 

  1. Seine eigenen beruflichen Erfahrungen und Wendepunkte: Nach mehreren gescheiterten Softwareunternehmen brachte ihn die Entwicklung einer Sicherheits-App auf den Weg in den Sicherheitsmarkt, wo sie auf brasilianischen Smartphones erfolgreich war.
  2. Innovative Bildungsansätze: Dantas strebt eine alternative Bildungsstruktur an, die auf praktischen Projekten basiert. Er plant, bis 2028 in jedem US-Bundesstaat Bildungseinheiten zu errichten, die auf Projektarbeit und reale Anwendungen setzen.
  3. Zukunft von KI und Robotik: Er diskutierte, wie KI die Arbeitswelt verändern wird und wies auf die gesellschaftlichen Herausforderungen hin, die durch technologische Entwicklungen entstehen.

 

Weitere Highlights von Dantas: Universitäten verlieren zunehmend an Bedeutung als primäre Bildungsquellen und dienen mehr als Institutionen zur sozialen Zertifizierung. Ein Beispiel ist die Stanford Universität, die 2019 nur 10 % ihrer Einnahmen durch Studierende generierte, während Fundraising und Kooperationen mit dem privaten Sektor die Hauptquellen waren. Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Art, wie Wissen bewertet wird, und Unternehmen wie Klarna nutzen KI, um ihre Effizienz zu steigern, was zu Arbeitsplatzverlusten führt. Die junge Generation steht vor neuen Herausforderungen, da die digitale Realität (z. B. Roblox) die Wahrnehmung der Gesellschaft verändert. Zukünftige Entwicklungen in KI und Robotik bis 2030 werden tiefgreifende Auswirkungen auf Arbeitsplätze und soziale Strukturen haben.

 

Schule der Zukunft – auch in Deutschland?

Ein weiteres Beispiel für technologische Innovation in der Bildung bietet die Valley Christian School, die ihre Schüler dazu ermutigt, eigene Experimente zur Internationalen Raumstation zu schicken. „Wir glauben, dass die Frage der Exzellenz die Natur, der Charakter und die Arbeit von Gott ist,“ so Danny, einer der Verantwortlichen der Schule. Die Schule setzt auf eine ganzheitliche Ausbildung und verbindet technologische Fortschritte mit ethischen Werten. Hier sind die wichtigsten Punkte aus dem Vortrag von Danny an der Valley Christian School:

 

  1. Christliche Bildung: Es wird großer Wert auf eine qualitativ hochwertige christliche Ausbildung gelegt, die Schüler sowohl akademisch als auch spirituell fördert.
  2. Innovative Programme: Schüler entwickeln physische Experimente für die ISS und nehmen an innovativen Wettbewerben wie dem X-Prize teil. Programme wie Cybersecurity und Unterwasserrobotik erweitern das Angebot.
  3. Ganzheitliche Entwicklung: Die Schule betont kreative und ethische Kompetenzen und bietet umfassende Nachmittagsprogramme für die lokale Gemeinschaft an​

 

Danny arbeitete an einem Softwareprodukt, das für Walmart verwendet wurde. Nach einem kritischen Fehler, der zum Ausfall aller Walmart-Computer führte, konnte er durch Gebet (!) und eine Vision den Codefehler beheben und Walmart erfolgreich entschädigen. Walmart war von der Professionalität des Teams beeindruckt und entschied sich, deren Produkte zu kaufen. Das Unternehmen besteht seit 38 Jahren und bietet heute Cybersecurity-Lösungen an. Danny engagiert sich zudem in der Bildung und vermittelt moralische Werte an die nächste Generation in seinen Kursen.

Sein Ansatz lautet: “Wir haben uns entschieden, eine Firma zu starten, die nur auf christlichen Prinzipien basiert, die guten Moral, guten Ethik, guten Prinzipien.”

 

Mein (Zwischen-)Fazit

Das Silicon Valley bleibt der globale Innovationsmotor, insbesondere in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz (KI) und autonomem Fahren. Ein zentraler Faktor für den Erfolg ist der schnelle, risikofreudige Ansatz bei der Implementierung neuer Technologien, oft ohne lange Planungsphasen. Die Debatte über die Rolle des Menschen in einer zunehmend automatisierten Welt wird dabei immer drängender. Während Unternehmen im Silicon Valley ihre Datenstrategien optimieren und KI effizienter integrieren, stehen europäische Firmen vor regulatorischen Hürden und einem Innovationsrückstand. Besonders in der Automobilbranche zeigt sich dies deutlich. Der technologische Fortschritt bringt zudem tiefgreifende soziale Veränderungen mit sich, von der Arbeitswelt bis zu Bildungssystemen, die zunehmend auf praktische Projektarbeit setzen.

Persönlich sehe ich sehr optimistisch und positiv in die Zukunft. Leben und Arbeiten werden sich weiterentwickeln. Es wird jedoch immer wichtiger, nicht weiter einen Bogen um technische Entwicklungen zu machen. Das betrifft sowohl Menschen als auch Unternehmen. Wer nur auf sich selbst schaut und auf die Rente wartet, wird diese Welt nicht mehr mitgestalten können. Diese Haltung konnte ich nie nachvollziehen. Die Chancen sind heute so groß wie seit den 1970er Jahren nicht mehr. „Verweigerer“ und Dystopiker könnten sich mit zunehmendem Alter von der gesellschaftlichen Entwicklung ausschließen. Anpacken statt meckern, lautet meine Devise.

 

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